schlussmachen.jetzt

schlussmachen.jetzt

Unsere legendäre religionskritische Buskampagne von 2009 feierte ihr zehntes Jubiläum. Und die Giordano-Bruno-Stiftung, die seinerzeit kräftig unterstützt hatte, hatte einen ganzen Sack voller Anliegen zum Thema „Trennung von Staat und Religion“. Was lag da näher, als eine Buskampagne 2019 mit dieser Zielsetzung aufzulegen?

Andererseits gab es da einige Herausforderungen: 1. Ein Selbstläufer wie unser Kampagne von 2009 ist weder planbar noch zu toppen. 2. Man will nicht langweilen oder enttäuschen, darf aber bei seriösen Themen auch nicht zu stark provozieren. 3. Wie bringt man all die Themen unter einen gemeinsamen Hut? In Meetings und zahllosen E-Mails wurde um die richtige Tonalität gerungen. Die Themen, später zusammengefasst in einer 28-seitigen Broschüre, waren bald formuliert. Gesucht und gefunden wurde die Klammer, die alles auf den Punkt bringt: Schlussmachen. Jetzt.

Unsere vier Motive zeigten Menschen, die per SMS Schluss machen, mit der Kumpanei zwischen Staat und Kirche. Mit Grund: Sei es wegen der Kirchensteuer und Staatsleistungen, dem Arbeitsrecht, der Vertuschung von Kindesmissbrauch und -misshandlungen, der Vormacht kirchlicher Wohlfahrtskonzerne, dem Religionsunterricht oder der Sendezeit im Rundfunk. Oder aus Gründen der persönlichen Sphäre wie Schwangerschaft, Beschneidung, Selbstbestimmung am Lebensende usw. Denn in all diesen Bereichen hat Religion noch prägenden Einfluss auch auf säkulare Menschen – was seit der Weimarer Verfassung vor genau 100 Jahren nicht mehr sein dürfte.

Der Deutschen Bahn waren unsere Motive, die für einen weltanschaulich neutralen Staat werben, ironischerweise nicht „weltanschaulich neutral“ genug – sie wurden für die Plakatierung an Bahnhöfen abgelehnt. (Nebenbei: Mit Werbung für den Kirchentag hat man im Bahnvorstand dagegen keine Probleme.)

Thematisch also schwer beladen (eine halbe Tonne bedrucktes Papier war an Bord!) fuhr erneut ein roter Doppeldeckerbus quer durch Deutschland und stellte sich an 30 Stationen den Fragen der Bürger*innen und der Presse. Fast überall gab es Abendveranstaltungen, Führungen, Podiumsdiskussionen oder Lesungen. Die Organisation und Planung und die Betreuung der Medien war diesmal sehr viel geregelter aber nicht weniger anstrengend als bei der ersten Tour.

Das markige Statement „Kirchenstaat? Nein Danke.“ hat gewirkt, das war an den mannigfaltigen Reaktionen in- und außerhalb der säkularen Szene zu spüren. 40.000 Euro spendeten viele Hundert Einzelspender*innen auf Betterplace.org für die Kampagne. Am Ende war eine Mammutarbeit gestemmt und der Bus nach einer ereignisreichen Tour heil wieder in Berlin.

Übrigens: Die abgebildeten Personen auf den Motiven sind keine Models, sondern stehen mit ihrer Biografie für das was sie hier verkörpern. Die Fotografin war Evelin Frerk.

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Video (3 Minuten) mit Eindrücken von der Kampagnen-Tour: